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Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus
Schumacher Clavadetscher – Overdub – Kunsthaus Glarus

Overdub

Kunsthaus Glarus

In 'Overdub' laden Eric Schumacher und Andrea Clavadetscher zehn befreundete KünstlerInnen/-Gruppen, Architekten und Musiker aus Österreich, Dänemark und der Schweiz zu einer Ausstellung ein. Eine zentrale Idee ist, die TeilnehmerInnen Strukturen jenseits gängiger Ausstellungsarchitektur vorfinden zu lassen und gemeinsam vor Ort die Ausstellung zu entwickeln und aufzubauen. Weder die Präsentation einer Auswahl von Arbeiten der einzelnen Künstler, noch die Plazierung separater, vorausgeplanter Projekte in musealer Atmosphäre wird angestrebt, sondern ein kommunikativer Prozess, der die künstlerische Intervention als Teil eines Lebenszusammenhangs versteht.

Mit dem Architektentrio Hauenstein / La Roche / Schedler werden die Säle des Kunsthaus Glarus so verändert, dass deren repräsentative Qualitäten durch 'landschaftliche' ersetzt werden: vielfältige, unüberschaubare Szenarien, wechselnde Perspektiven, Eingriffe, die sowohl Architektur als auch Möbel oder Skulptur sind. Die später eintreffenden KünstlerInnen sind gefordert, diese Voraussetzungen zu nutzen oder ihnen etwas entgegenzusetzen.

Das überdimensionierte Planschbecken der Les new Petits (Gelitin) im Volksgarten etwa wird zum einen die Aufbauzeit zum Event machen, zum andern aber auch eine durchaus privat inanspruchnahme des öffentlichen Parkes bedeuten. Musik (Carnelli/Szely), Events, Video, Installationen und Raumeingriffe, Multimedia und Internet (Alf Hofstetter) greiffen ineinander, um eine spezifische Atmosphäre zu erzeugen.

Schumacher/Clavadetscher entwarfen den Raum- der immer auch von Macht strukturierter institutioneller Raum ist - indem sie ihm eine diskontinuierliche Struktur entgegensetzen. Sie werfen das fragwürdige Ideal einer ästhetisch und sozial neutralen Ausstellungssituation über Bord und eröffnen stattdessen sinnliche, fiktive Räume. Das Kunsthaus wird zum Wunderland, in dem Ordnung und Regel durch Improvisation, Zufall und Spiel ersetzt werden. Die Methode ist subversiv: Vorsätzliche Kindlichkeit, die die Kräfte des Unbewussten und Libidinösen mobilisiert. Mit overdub wird eine Mischform aus Environment, Happening und Techno entstehen: Dubbing bezeichnet in der elektronischen Musik eine Technik, mit der mehrspurig parallel aufgenommen wird und zum Bestehenden dazugespielt werden kann. Mehrgleisigkeit, Akkumulation, Flexibilität, Reaktionsbereitschaft: Ein Subtext dieses Ausstellungsprojekts sind (Über-) Lebensstrategien. Nicht von ungefähr stellen Schumacher/Clavadetscher hier künstlerische Individualität zugunsten gemeinschaftlicher Ausdrucksformen hintan und wollen nicht zwischen Künstlern und anderen Beteiligten unterscheiden. Wenn overdub manche Routinen des Kunstbetriebs durchkreuzt, indem die Rollenverständnisse von Künstler, Kurator und Architekt irritiert werden, so geschieht dies fast nebenbei. Sind Sie Publikum oder Benutzer? Und falls die Kategorie Ausstellung in schlingernde Bewegung zwischen Gesamtkunstwerk, Freiraum und Erlebnispark gerät, so wird mit overdub ganz techno - freundlich und undogmatisch - ein Widerstand installiert, dessen Reibung statt verstörend zündend wirken soll.

Anahita Krzyzanowski




Schumacher / Clavadetscher,